Und Friede auf Erden by Karl May

Und Friede auf Erden by Karl May

Autor:Karl May [May, Karl]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Historical Fiction
Herausgeber: MobileRead
veröffentlicht: 2012-01-25T11:04:06+00:00


Viertes Kapitel: Wahnsinn.

Am nächsten Morgen war, als ich erwachte, mein erster Gedanke natürlich Waller. Den Andern erging es ebenso. Ich meine den Governor, Raffley und den Priester. Sie saßen, als ich zu John hinüberkam, schon längere Zeit bei ihm, um auf mich zu warten, weil ausgemacht worden war, das Frühstuck gemeinschaftlich einzunehmen. Sejjid Omar wurde beauftragt, es uns zu bringen. Er war sehr stolz darauf, zeigen zu können, daß er nicht nur ausschließlich zu meiner Bedienung ausreiche, sondern auch noch eine ganze Menge anderer Personen mit einem Male zu speisen und zu tränken vermöge. Und er tat dies in einer so fürsorglichen und tief eingehenden Weise, daß wir ihn bitten mußten, doch auch uns etwas dabei tun zu lassen, sonst hätte er uns in seinem Uebereifer den Honig auf den Schinken gestrichen und den hier gebräuchlichen Arrak in die Milch gegossen. Er war also genötigt, sich zurückzuziehen, warf uns aber dabei einen so bedauernden Blick zu, als ob er überzeugt sei, daß nun unsererseits von einem wahren Genusse keine Rede sein könne.

Selbstverständlich machte es uns die Anwesenheit des Malaien unmöglich, über das gestrige Ereignis in der Weise zu sprechen, wie wir es ohne ihn getan hatten. Er selbst erwähnte kein Wort davon, und so konnte auch das, was wir sagten, nur in kurzen, meist einsilbigen Aeußerungen bestehen, durch welche wir zwar unsere Gefühle, aber nicht unsere weiterfragenden Gedanken dokumentierten. Er mußte heut schon wieder fort und sagte uns, daß er gleich nach dem Frühstücke zu dem holländischen Mijnheer gehen werde, um sich für die genossene Gastfreundschaft zu bedanken.

Wir waren noch nicht fertig, so erschien zu unserer Genugtuung Tsi. Er hatte noch nichts genossen, erklärte aber, höchstens ein kleines Brötchen nehmen zu können, weil es ihm ganz unmöglich sei, jetzt an sich selbst zu denken. Er war nur gekommen, um uns in Beziehung auf Waller so viel, wie die Umstände erlaubten, zu beruhigen.

»Er lebt,« sagte er. »Das heißt, der Körper ist nicht tot. Puls und Atmung sind vorhanden, wenn auch nur sehr schwach. Er liegt noch genau so, wie wir ihn gestern abend hingelegt haben. Sein Inneres aber, also das, was Ihr als Geist und Seele bezeichnet, hat sich noch nicht wieder geregt. Hier liegt der Fragepunkt, wenn nicht für jetzt, so doch für später. Denn die gestrige Katastrophe war keine leibliche, sondern eine geistige. Nicht sein Körper brach unter ihr zusammen, denn diesem gebrach es schon vorher an aller Kraft, sondern etwas ganz Anderes, was, wie ich hoffe, sich niemals wieder erheben wird. Dennoch habe ich es zunächst nur mit dem äußeren Leben zu tun. Es ihm zu erhalten muß für heut und die nächsten Tage mein ganz ausschließliches Bestreben sein. Ich darf ihn nicht verlassen, und es macht mir ein böses Gewissen, daß ich ihn schon drei Minuten aus dem Auge gelassen habe, indem ich hier bei Euch sitze. Miß Mary ist gefaßt. Sie bereut ihre gestrige Regung keinesfalls. Sie würde auch heut und allezeit und genau wieder so um den Segen bitten, selbst wenn ihr Vater in voller Rüstigkeit dabeistände.



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